Therapie und Förderung von hörgeschädigten Kindern
Die Hörgeschädigtengruppe besteht seit 1998. Sie gründete sich ehemals unter Mitwirkung des Landesbildungszentrums für hörgeschädigte Kinder in Braunschweig. Das LBZH Braunschweig betreut im Rahmen der mobilen Frühförderung hörgeschädigte Kinder unter anderem im Kreis Lüneburg und in Uelzen. Gemeinsam suchte der damalige Hörfrühförderer mit den Eltern nach einer guten, wohnortnahen Förderung für deren hörgeschädigte Kinder, und fand sie im Sprachheilkindergarten. Hier werden seitdem Kinder mit einer Hörbeeinträchtigung auf der Grundlage eines hörgeschädigten-pädagogischen Konzeptes umfassend betreut und gefördert.
Die Hörgeschädigtengruppe ist eine gemischte Gruppe. Sie setzt sich sowohl aus Kindern mit einer Hörbeeinträchtigung als auch aus Kindern mit einer sprachlichen Beeinträchtigung zusammen. Die insgesamt 8 Kinder werden von fachlich geschultem Personal (Erzieher*innen und eine/r Sprachheil- u. Hörgeschädigtenpädagog*in) betreut. Die Räume der Hörgeschädigtengruppe sind mit einer speziellen Schalldämmung ausgestattet. Wie auch in den anderen Gruppen erhalten die Kinder eine ganzheitliche Förderung bestehend aus Sprachtherapie, Psychomotorik und pädagogischen Angeboten. Diese Fördermaßnahmen finden sowohl im Rahmen von Einzelsitzungen als auch in der Gruppe statt. Hierbei wird nach folgenden hörgeschädigten-pädagogischen Leitlinien gearbeitet:
- Einsatz von Hörtechnik (digitale Übertragungsanlage = DÜA)
- Tägliche Kontrolle der Hörgeräte unter Beteiligung der Kinder
- Maßnahmen zur Informationsabsicherung wie zum Beispiel der Einsatz lautsprach-begleitender Gebärden (LBG) und die Verwendung von Bildmaterial und Symbolen bei der Erarbeitung von Inhalten
Der Tagesablauf der Hörgeschädigtengruppe ist sehr strukturiert: Er beginnt mit dem Begrüßungskreis, dem Kontrollieren der Hörgeräte, einer Freispielphase, einem gemeinsamen Frühstück, pädagogischen Einzelangeboten wie dialogischer Bilderbuchbetrachtung und/oder Bastelangeboten, einem Stuhlkreis, Rausgehen, Mittagessen und erneutem Rausgehen.
Die Therapien finden den ganzen Tag über begleitend statt. In Absprache mit der Sprachtherapeutin werden bestimmte Inhalte von den Erziehern bei den Kindern in der Gruppe aufgenommen und fortgeführt, z.B. die korrekte Bildung von Lauten. Hierdurch werden die Kinder darin unterstützt, die in der Therapie erlernten Wort- und Satzstrukturen in die Alltagssprache zu übernehmen. Projekte, wie z.B. Gärtnern und gesunde Ernährung, Ausflüge, Unternehmungen, z.B. Theaterbesuche und musikalisch-rhythmische Angebote sind Bestandteil der Gruppenaktivitäten. Das tägliche Singen von Liedern mit seinen oft sehr klaren Satzmustern und Begriffen fördert nicht nur die Sprachlichkeit der Kinder, sondern gibt ihnen auch wichtige Strukturierungshilfen für den Tag (Begrüßungslied, Verabschiedungslied).
Auf die besonderen Belange der Kinder mit einer Hörstörung bezogen fördern wir eine hörgerichtete Grundhaltung. So bieten wir Spiele zur Hörwahrnehmung an, unterstützen und verstärken die Gesprächsversuche der Kinder und benutzen eine Sprechweise, die das Hören erleichtert. Zur Verbesserung der sozial-kommunikativen Fähigkeiten gestalten wir mit den Eltern zusammen Tagebücher, die in den Gruppenalltag integriert sind. Mit Hilfe dieser Tagebücher werden die Kinder angeregt, sich über ihre Erlebnisse zu unterhalten.
In die Hörgeschädigtengruppe werden Kinder mit einer nicht nur vorübergehenden, wesentlichen Hörbeeinträchtigung aufgenommen, die durch eine medizinische und / oder pädaudiologische Untersuchung festgestellt worden ist. Dies können Kinder sein
- mit einer Schallleitungsschwerhörigkeit
- mit einer Schallempfindungsscherhörigkeit
- mit einer kombinierten Schwerhörigkeit
- mit einer an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit und anschließender bzw. noch anstehender Cochlear Implantat Versorgung und / oder
- mit einer zentralen Schwerhörigkeit.
Eine Hörstörung hat häufig nicht nur Auswirkungen auf die sprachliche, sondern auch auf die sozial-emotionale, die kognitive und die Wahrnehmungsentwicklung. Die Kinder haben unter Umständen Schwierigkeiten, mit anderen Personen in Kontakt zu treten, ein stabiles Selbstbewusstsein aufzubauen und sich Wissen anzueignen. Ihre allgemeine Bewegungsfähigkeit kann bei unzureichender Verarbeitung von Sinneseindrücken auffällig sein. Hieraus folgt ein pädagogisch-therapeutisches Vorgehen, das alle Entwicklungsaspekte in die Förderung mit einbezieht.
In der Sprachtherapie geht es darum, die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder zu verbessern und ihre Interaktions- und Kommunikationsmöglichkeiten auszubauen. Diese Bereiche stehen in einer engen Beziehung zueinander. Die Therapie erfolgt also immer mehrdimensional. Der Schwerpunkt der Behandlung ist abhängig von der Art und vom Ausmaß der zugrunde liegenden Hörstörung und wird durch eine ausführliche Diagnostik ermittelt.
Nach Verlassen der Hörgeschädigtengruppe gibt es je nach Entwicklungs- und Leistungsstand des Kindes unterschiedliche Möglichkeiten der weiterführenden Förderung sowohl schulisch als auch vorschulisch so z.B.:
- Besuch des wohnortnahen Regelkindergartens
- Besuch der Regelschule
- Besuch der Schule für Kommunikation und Hören in Hamburg
- Besuch der Sprachheilklasse der Heiligengeistschule und der
- Besuch des LBZH`s in Braunschweig um nur einige zu nennen.
Die kontinuierliche, interdisziplinäre Zusammenarbeit aller an der Diagnostik und Förderung des Kindes beteiligten Personen, ist die Voraussetzung für einen positiven Entwicklungsverlauf und eine erfolgreiche Behandlung. Wir arbeiten mit folgenden Fachstellen zusammen:
- Akustiker
- Mobiler Dienst Hören
- Frühförderung des Landesbildungszentrums Braunschweig
- Unikliniken in Hamburg, Hannover und Lübeck
- Pädaudiologen
- Chiropraktor
- Autismuszentrum
- Sprachheilschule
- Schule für Hören und Kommunikation in Hamburg