Sprachtherapie

Die hoch spezialisierte Forschung im Bereich der Sprachtherapie erbringt fortwährend neue Erkenntnisse. Dies erfordert eine regelmäßige Teilnahme unserer Sprachtherapeut*innen an Fortbildungen. So wird sichergestellt, dass das aktuelle Wissen über diagnostische und therapeutische Verfahren Eingang in die tägliche Praxis findet.

Bei neu aufgenommenen Kindern wird mit Hilfe von standardisierten Tests sowie informellen Diagnostikverfahren eine ausführliche Diagnostik durchgeführt, die folgende sprachliche Ebenen umfasst:

  • Aussprache
  • Grammatik
  • Wortschatz und Begriffsbildung
  • Sprachverständnis
  • Redefluss
  • Stimme
  • Hörwahrnehmung
  • mundmotorische Fähigkeiten
  • kommunikative Fähigkeiten

Aus den Ergebnissen wird ein für jedes Kind individueller Behandlungsplan erstellt, der je nach Störungsbild unterschiedliche Schwerpunkte beinhaltet und in regelmäßigen Abständen überprüft und angepasst wird.

Die Kinder erhalten durchschnittlich zwei Mal pro Woche Einzeltherapie. Sie wird auf spielerische, kreative und musische Art durchgeführt und orientiert sich in hohem Maße an den Vorlieben und Interessen der Kinder. Die Bandbreite reicht von Rollenspielen und Arbeit mit Handpuppen über sprachtherapeutische Regelspiele bis hin zu Bilderbuchbetrachtungen und Arbeitsblättern. Zusätzlich finden Kleingruppenangebote zu bestimmten Schwerpunkten wie z.B. Mundmotorik statt.

Die sprachtherapeutischen Inhalte beschränken sich nicht auf die Arbeit im Therapiezimmer. Die Arbeit zeichnet sich in besonderem Maße dadurch aus, dass in enger Zusammenarbeit mit den anderen Berufsgruppen im Kindergarten eine übergreifende Förderung auch außerhalb der Therapiesitzungen stattfindet. Regelmäßig werden Stuhlkreise mit sprachtherapeutischem Inhalt von den Sprachtherapeut*Innen durchgeführt. Um die Effizienz der Sprachtherapie zu unterstützen, werden Tipps und Spielanregungen für den Gruppenalltag und spezielle Angebote in die Kindergartengruppe eingebracht.

Da die Sprachtherapeut*Innen auch teilweise bei den Mahlzeiten und in Begrüßungssituationen/-kreisen anwesend sind, bestehen auch im Gruppenalltag vielfältige Möglichkeiten, den individuellen Therapieprozess weiterzuführen und die in den Therapiesitzungen erarbeiteten Inhalte in den Gruppenalltag zu übertragen.

Bei den zwei Mal im Jahr stattfindenden Hospitationen erhalten die Eltern Einblick in den Ablauf und die Inhalte der sprachtherapeutischen Sitzungen. Sie sehen bei der Sprachtherapie zu und haben im Anschluss daran die Möglichkeit, in einem ausführlichen Gespräch mit den Sprachtherapeut*Innen und einer Gruppenerziehenden über den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes und Fördermöglichkeiten zu sprechen. Auch darüber hinaus können bei Bedarf kurzfristig weitere Termine vereinbart werden.


Ein zentrales Ziel der Sprachtherapie besteht darin, Sprechfreude zu wecken und aufrecht zu erhalten sowie dass bei vielen Kindern vorhandene negative Störungsbewusstsein abzubauen.

Bei der Therapie von Aussprachestörungen kann es z.B. darum gehen, einzelne Laute, die ein Kind noch nicht sprechen kann, zu erlernen und in die Alltagssprache zu übernehmen oder aber die bereits vorhandenen, isoliert korrekt gebildeten Laute spontansprachlich einzusetzen und so die Verständlichkeit der Kinder zu verbessern.

Die Erarbeitung von vollständigen Sätzen mit korrekter Wortfolge stellt einen Aspekt der Therapie der Grammatik dar. Darüber hinaus wird die richtige Wortform erarbeitet, z.B. für Verben: „Lauft oder läuft der Mann?“

Bei Kindern mit einem eingeschränkten Wortschatz und einer fehlerhaften Begriffsbildung besteht die therapeutische Arbeit darin, den aktiven und passiven Wortschatz des Kindes für die verschiedenen Wortarten (Nomen, Verben, Adjektive und Präpositionen) zu erweitern. Hierbei werden in der Therapie beispielhaft einzelne Wortfelder erarbeitet, um die Strategien des Wortlernens zu verbessern. Über das spielerische Einbeziehen von Realgegenständen und realen Handlungen wird dabei die Begriffsbildung gefördert. Somit können wichtige Sinneserfahrungen nachgeholt werden, die Voraussetzung für den Aufbau des kindlichen Wortschatzes sind.

Störungen im Sprachverständnis fallen im Alltag häufig gar nicht auf, da sich das Kind am Situationszusammenhang oder dem Gesprächspartner orientiert. Trotzdem versteht es die Gesprächsinhalte nur unzureichend und kann sie nicht umsetzen. Diese Störungen gehen oft einher mit einem eingeschränkten Wortschatz. Es wird überprüft, wo die Schwächen des Kindes liegen, im Wort- oder Grammatikverständnis, um den entsprechenden Bereich gezielt zu therapieren.

Zu den Redeflussstörungen zählen die beiden Störungsbilder Stottern und Poltern. Kinder, die stottern, bleiben an bestimmten Lauten/Wörtern hängen und wiederholen oder dehnen diese häufig. Der Schwerpunkt der Therapie liegt zumeist im pädagogischen Bereich und hat zum Ziel, Ängste abzubauen und das Selbstvertrauen zu stärken. Es werden aber auch konkrete Sprechhilfen wie z.B. Atemsteuerung und Stimmeinsatzkontrolle erarbeitet. Kinder, die poltern, sprechen besonders schnell und verwaschen und verschlucken dadurch Laute, Silben oder ganze Wörter. In der Therapie sollen die Eigenwahrnehmung und die Artikulation verbessert, sowie die Sprechgeschwindigkeit gesteuert werden.

Kinder mit einer Hörwahrnehmungsstörung verfügen über ein intaktes Hörorgan, sind aber trotzdem nicht in der Lage, Höreindrücke zu erkennen, zu lokalisieren, zu unterscheiden oder sie sich zu merken. Mit diesen Kindern werden verschiedene Hörübungen wie beispielsweise Minimalpaartraining (z.B. "Kopf-Topf"), Reime erkennen, Silben klatschen, Unterscheidung von Stör- und Nutzschall sowie Merkfähigkeitsspiele durchgeführt.

Bei der Therapie der mundmotorischen Fähigkeiten steht die Stärkung der Muskulatur der Lippen, der Zunge, des Gesichts und des Gaumensegels im Mittelpunkt. So wird z.B. bei vielen Kindern der Mundschluss erarbeitet. Häufig besteht aber auch ein falsches Schluckmuster, bei dem die Zunge beim Schlucken gegen die Schneidezähne stößt. Um hier physiologische Bewegungsabläufe anbahnen zu können, werden über einen längeren Zeitraum mundmotorische Übungen durchgeführt.

Bei der verbalen Entwicklungsdyspraxie können die Sprechbewegungen nicht richtig geplant bzw. programmiert werden. Das Kind spricht sehr unverständlich. Es vertauscht oder ersetzt Laute immer wieder auf andere Weise, und dies umso extremer, je länger ein Wort oder Satz ist. Da die Artikulationsbewegungen nicht abrufbar sind, müssen die Laute nach und nach und mit vielen Wiederholungen „eingeschliffen“ werden. Die Therapie ist ganzheitlich, d.h. es werden viele Wahrnehmungskanäle (Hören, Sehen, Fühlen) für das Programmieren der Sprechbewegungsabläufe genutzt.